Eine Stadt nachhaltig bauen: Was heißt das?

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Warum sollten Sie sich diese Frage überhaupt stellen?

Es gibt immer mehr Leute auf der Erde aber die verfügbare Fläche erweitert sich nicht. Sie könnte sogar durch den Klimawandel schrumpfen. Der Meeresspiegel steigt tatsächlich jedes Jahr an. Zwischen 2006 und 2015 waren es im Schnitt 3,6 Millimeter pro Jahr. Der Trend ist steigend: im letzten Jahrhundert war es nur 1,4 Millimeter pro Jahr (siehe dazu: https://www.geo.de/natur/22386-rtkl-klimawandel-diese-fuenf-fakten-ueber-den-meeresspiegelanstieg-sollten-sie-kennen). Dazu schmelzen noch Gletscher der Polarregionen.

Wie schaffen wir es, alle gesund ernährt zu werden und das ohne Kriege? Es hängt davon ab, wie wir das benutzen, was wir zur Verfügung haben. Da sollten wir insbesondere über die Aufteilung zwischen Stadt und Land sowie über unseren Umgang mit der Natur und die Verteilung der Ressourcen nachdenken.

Richten wir unser Interesse spezifisch auf die Stadt. Wie können wir da umweltschonend und infolgedessen „menschenschonend“ vorgehen?

In der Stadt leben

Die aktuellen Prognosen der UN zeigen eine Steigerung der globalen Stadtbevölkerung in der Zukunft. Im Jahr 2030 werden 60 % der Menschen in Städten wohnen: 6,7 Milliarden Menschen. Heutzutage sind es nur 55%, das heißt 4,2 Milliarden Menschen.

https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/bevoelkerung-arbeit-soziales/bevoelkerung/Stadtbevoelkerung.html

Wie ist es bloß möglich die Städte nachhaltig zu erweitern oder gar neue Städte umweltbewusst zu bauen?

Da müssen wir zuerst darüber nachdenken, wie und wo wir Lebensmittel produzieren. Auf mehreren Ebenen können wir handeln.

Der Flächennutzungsplan

Eine erste Frage betrifft die Flächennutzung. Sei es in Großstädten oder in kleinen Dörfern, wieviel Hektar sollte man dem Wohnen und der Landwirtschaft widmen? Wenn immer mehr Häuser gebaut werden, verfügt die Agrarwirtschaft über weniger Fläche. Sie soll dann den Ertrag erhöhen aber die Leute möchten gerne, dass ihre Ernährung eine biologische Herkunft hätte. Wie kann man das alles in Einklang bringen?

Heikle Frage.

Vielleicht sollte man weniger Fläche fürs Wohnen und mehr für die Landwirtschaft haben? Das heißt dann, dass die Wohnungen kleiner oder dichter werden. Sind die Menschen damit OK? Da bin ich mir nicht so sicher.

Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Das soll örtlich entschieden werden. Die Gemeinden können einen Einfluss darauf haben, indem sie den Flächennutzungsplan bestimmen.

Eine Stadt verfügt tatsächlich über verschiedene Dokumente, die einen Rahmen für ihre Entwicklung darstellen. Der Flächennutzungsplan bestimmt die erlaubte Bodennutzung für jede Fläche einer Gemeinde. Texte erklären die Art und Weise, wie diese Nutzung konkret umgesetzt wird. Der Bebauungsplan konkretisiert dann diesen Plan für einzelne Teile des Gemeindegebiets.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chennutzungsplan

Diese Pläne und Texte erläutern, wo einzelne Häuser gebaut werden dürfen und wo Mischgebiete mit Büros, Handel und Wohnungen zu finden sind. Sie zeigen auch, wo die Natur unberührt bleiben soll und wo Agrarprodukte produziert werden können. Hinter diesen Plänen verbirgt sich die Arbeit verschiedener Spezialisten wie Architekten, Landschaftsplaner, Ökologe, Ingenieure usw. Diese Dokumente sind das Ergebnis eines Kompromisses zwischen menschlichen Bedürfnissen und natürlichen Bedürfnissen, sei es für geschützte Arten, fürs Mäandrieren eines Flusses oder für ganze Biotope.

Der Straßenquerschnitt

Nun, stellen Sie sich vor: eine Stadt will eine Straße neugestalten. Der aktuelle Zustand besteht aus einer zweispurigen Fahrbahn, zwei Streifen zum Parken und zwei Gehwegen. Eine solche Gestaltung ist besonders üblich. Das alles ist komplett undurchlässig. Der Boden „atmet“ gar nicht. Wie sollte man da vorgehen, um einen nachhaltigeren Querschnitt zu haben?

Zuerst wird es wohl über Transportwesen nachgedacht. Zurzeit wird mehr als die Hälfte des Querschnitts dem Auto gewidmet. Soll es auch in der Zukunft immer so sein? Umweltfreundlichere Mobilitäten existieren ja. Vielleicht können Radfahrer auch ein bisschen Platz kriegen? Außerdem könnte die Breite der Fahrbahn reduziert werden. Wenn man die Menschen dazu ermuntern will, ihren Wagen weniger zu benutzen und mehr mit dem Rad unterwegs zu sein, sollte man vielleicht weniger Platz zum Parken haben? Dann gibt es ein bisschen Platz für einen Radweg.

Und wie ist es mit der Natur? Wo ist eine Grünfläche? Bäume und Sträucher tragen dazu bei, die Luft zu reinigen, den städtischen Wärmeinseleffekt zu reduzieren und stellen einen Lebensraum für viele Insekten und Vogelarten dar. Die Planer denken sich oft die Landschaft im Zusammenhang mit dem Ablauf von Niederschlagswasser aus. So kann eine Fläche mehrere Nutzungen haben. Eine Mulde kann Regenwasser im Boden versickern lassen und gleichzeitig bepflanzt werden. Und dazu kommt noch der Wohlfühleffekt, den jegliche Grünfläche mit sich bringt und der sich so wesentlich für Städtler erweist.

Jede Situation ist ja klar einzigartig und soll spezifisch von den Planern betrachtet werden.

Die Materialien

Wir haben bereits den Flächennutzungsplan und die Querschnittgestaltung angesprochen. Wie ist es mit den Materialien?

In Frankreich wird das bituminöse Mischgut viel benutzt, sei es für Straßen oder Bürgersteige. In Deutschland werden auch oft Pflastersteine eingesetzt. Pflasterfugen bieten eine kleine Möglichkeit, Regenwasser in den Boden einzusickern. Wenn die Materialien aber wasserundurchlässig sind, muss man das Niederschlagswasser weiter in Röhren führen, Regenklärbecken bauen usw.

Stattdessen sollten wir vielleicht andere Materialien betrachten, die dem natürlichen Zyklus besser entsprechen. Es gibt zum Beispiel porösen Beton oder Rasengittersteine oder andere innovative poröse Lösungen, die es ermöglichen, das Regenwasser dem Boden, den Pflanzen und den Bäumen sofort zur Verfügung zu stellen. Dabei soll der Boden natürlich frei von irgendeiner Verschmutzung sein.

Es gibt auch Materialien, die bei ihrer Herstellung nachhaltiger sind. Das ist zum Beispiel ein lauwarmes bituminöses Mischgut. Das Produkt wird nicht so sehr geheizt, um eingesetzt zu werden, was besser für die unmittelbar Umgebung und für die Arbeiter ist.

Die Rohstoffe können auch eine lokale Herkunft haben. Wenn ein Projekt Abbrucharbeiten und Straßenarbeiten vorsieht, können die zerkleinerten Betonbauteile aus den Gebäuden als Rohstoff für den Betonbelag benutzt werden. Viele Transportwege und somit CO2-Emissionen werden auf diese Weise erspart.

Dabei sollen die Materialien so weit wie möglich eine lange Lebensdauer haben und keine Gefahr für den Boden, die Fauna oder die Flora darstellen.

Wichtig ist es auch, Grünflächen zu vernetzen und groß genug zu planen. Eine winzig kleine Grünfläche bringt nichts. Damit sie von Nutzen sein kann, braucht sie Platz für das Ökosystem.

Anders denken?

Ist unsere Art und Weise überhaupt angemessen, solche Projekte anzusprechen?

Oft planen wir Wohnungen, Büros, Straßen und denken dann: OK, wir haben das, was wir brauchen. Wie ist es nun mit der Fauna und der Flora? Da möchten sicher gerne Füchse oder Frösche diesen Ort durchqueren. Eine Passage für Wildtiere wird vorgesehen.

Aber ist das richtig? Sollten wir nicht vielleicht umgekehrt überlegen? Zuerst die Bedürfnisse der Natur betrachten und dann sich damit beschäftigen, wie wir unsere Bedürfnisse in diesem Rahmen integrieren können, ohne dass es für die Natur schädlich wird?

Was halten Sie davon? Teilen Sie Ihre Ideen zu diesem Thema im Kommentar!


Und wenn Sie mehr über Frankreich und die Ökologie wissen wollen, lade ich Sie herzlich ein, diesen Beitrag zu lesen : https://tiradenn.fr/die-oekologie-und-die-franzosen/.

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