Die europäische Nachhaltigkeitswoche

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Zwischen dem 18. September und dem 8. Oktober findet die europäische Nachhaltigkeitswoche statt. Was ist damit genau gemeint, woher kommt sie, was ist das Ziel und wie kann man daran teilnehmen? Das alles erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist die europäische Nachhaltigkeitswoche?

Diese Aktion soll das Publikum für die Nachhaltigkeit und auf eine präzisere Weise für die 17 Ziele der UN-Agenda 2030 sensibilisieren. Sie fördert Initiativen zugunsten eines nachhaltigen Handelns im Alltag.

Auf der offiziellen Webseite der Nachhaltigkeitswoche ist folgendes geschrieben:

„Die ESDW (Europäische Nachhaltigkeitswoche) ist eine Europa-weite Initiative deren Ziel ist, Aktivitäten, Projekten und Veranstaltungen, die mit Nachhaltigkeit und mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen zu tun haben, zu fördern und die sichtbar zu machen.“

https://esdw.eu/?lang=de

Das spezifische Thema dieses Jahres lautet: „im Alltag handeln“. Jede Handlung lohnt sich, egal wie klein sie scheint, um unsere Lebensweise und unsere Gesellschaft zu verbessern.

5 264 Initiativen sind gemeldet und das in 27 Ländern.

In Frankreich sind nur 437 Ereignisse geplant, während die Anzahl der Ereignisse in Deutschland 3 365 beträgt. Noch ein Zeichen dafür, dass dieses Thema bei den Deutschen viel mehr festgesetzt ist als bei Franzosen.

Es kann zum Beispiel ein Forum über die Ökologie sein, wo Workshops und Vorträge uns erlauben, über Themen wie das Klima, die Biodiversität, die Mobilität, die Ernährung, den Müll oder das Wohnen zu überlegen. Schulen können auch ein Clean-up day organisieren oder Unternehmen ihre Mitarbeiter in Verbindung mit der Nachhaltigkeit herausfordern.

Wo kommt die denn her?

In Frankreich hat die erste Nachhaltigkeitswoche im Jahr 2003 stattgefunden.

Nach dem Umweltgipfel von Rio im Jahr 1992 haben sich mehrere Staaten – unter denen Frankreich – dafür engagiert, die sozio-ökonomischen Aspekte mit den Umwelterwägungen in der Politik zu verbinden. Dies hat zu einem Nachhaltigkeitsgipfel geführt, der sich 2002 in Johannesburg ereignet hat. Alle UN-Mitglieder haben die Maßnahmen treffen müssen, um die Entscheidungen wirklich in die Praxis umzusetzen. Nach diesem Gipfel hat Frankreich 2003 eine nationale Strategie für nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet. Die Nachhaltigkeitswoche gehört zu diesen Initiativen, die dem Gipfel von Johannesburg folgen.

Im Jahr 2015 wird die Nachhaltigkeitswoche europäisch. In diesem Jahr haben die UN-Mitgliedstaaten das Entwicklungsprogramm „Agenda 2030“ angenommen. Es steht für eine Veränderung unserer Gesellschaft durch eine Abschaffung der Armut und einen Übergang zu einer umweltverträglicheren Entwicklung. 17 Ziele wurden damals bestimmt, die die Grundlage für diese Aktion darstellen.

Der Klimawandel

Auch wenn diese Nachhaltigkeitswoche seit mehreren Jahren stattfinden, leidet unsere Erde so stark wie noch nie zuvor. Und wir sind dafür verantwortlich. Unsere Lebensweise ist mit dem Wohlbefinden der Erde nicht kompatibel.

Laut dem ersten Teil des letzten Sachstandberichtes der IPCC trägt der Mensch die Verantwortung für den Klimawandel. Alle Studien zeigen es ganz deutlich. Ohne unseren menschlichen Einfluss wäre die Erde in einem viel besseren Zustand.

Die Erderwärmung ist hauptsächlich auf die emittierten Treibhausgase zurückzuführen. Seit 1850 ist jedes Jahrzehnt wärmer als das vorherige. Zwischen 2011 und 2020 war die durchschnittliche Temperatur 1,09°C höher als diejenige des Zeitraums 1850 – 1900.

Die Menge der Niederschläge ist gewachsen. Die arktische Eiskappe schmilzt. Der Salzgehalt der Ozeane ändert sich, die ozeanischen Strömungen auch. Die Meereshöhe erhöht sich.

Der Maß des Klimawandels ist ohnegleichen seit Jahrtausenden:

  • Im Jahr 2019 war die CO2-Konzentration höher als je zuvor in den letzten 2 Millionen Jahren! Die Konzentrationserhöhungen überschreiten bei weitem die natürlichen tausendjährigen Änderungen zwischen Eiszeiten und Interglazialzeiten.
  • Zwischen 2011 und 2020 war die Temperatur höher als in der jüngsten wärmsten Zeit vor 6 500 Jahren.
  • Der pH-Wert der Ozeane ist so niedrig wie noch nie in den letzten 2 Millionen Jahren.

Der von den Menschen verursachte Klimawandel hat gravierende Auswirkungen auf Klimaextreme:

  • Hitzewellen und Trockenheit kommen öfter vor.
  • Es gibt mehr große Tropenzyklone und sie haben sich nach Norden verlagert (in der nördlichen Halbkugel).

Die Sensibilisierung ist notwendig aber sie genügt leider nicht. Wir müssen unbedingt aktiv werden und unsere alten Gewohnheiten in Frage stellen. Es ist wesentlich für die Biodiversität und infolgedessen für die Menschheit selbst.

Die von den UN-Mitgliedstaaten festgelegten Ziele können uns dabei helfen, uns zu orientieren.

Die 17 Ziele der Agenda 2030

Die Agenda 2030 fasst die Entwicklungsagenda und die Agenda der Erdgipfel zusammen. Sie ist allgemeinverbindlich. Das heißt, dass alle Länder, ob vom Norden oder vom Süden, sie umsetzen müssen. Sie ist eine detaillierte Roadmap für alle Gesellschaftsfragen.

Die 17 Ziele appellieren alle Staaten an Handlungen zugunsten des Wohlstandes und des Umweltschutzes. Das Ende der Armut ist unter anderem mit der ökonomischen Entwicklung, der Bildung, der Gesundheit und mit der Bekämpfung des Klimawandels verbunden.

Die UN-Mitgliedstaaten haben sich über die folgenden Ziele geeinigt:

  • Ziel 1: Keine Armut – Armut in allen ihren Formen und überall beenden

Das heißt, dass die Reichtümer zwischen den Ländern besser verteilt werden sollen. Und auch innerhalb jedes Landes.

  • Ziel 2: Kein Hunger – Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

Mit dem Klimawandel erweist sich dieses Ziel als immer schwieriger zu erreichen. Angepasste Getreide oder Gemüse soll angebaut werden und die Ernten sollen genügend und umweltfreundlich sein, um die Bevölkerung gesund zu ernähren. Dies ist eine echte Herausforderung.

  • Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen – Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

Es geht um Gesundheitseinrichtungen, die für alle zugänglich sind, das heißt: nicht zu weit weg und mit genug Ärzten und Krankenschwestern. Es handelt sich auch um Medikamente, die jeder Mensch, der sie benötigt, kaufen kann, egal ob arm oder reich, egal wo auf der Erde.

  • Ziel 4: Hochwertige Bildung – Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern

Jedes Kind hat das Recht, in die Schule zu gehen. Besonders armen Kinder und Mädchen wird dieses Recht in manchen Ländern abgesprochen.

  • Ziel 5: Geschlechtergleichheit – Geschlechtergleichheitsstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

Auch in „entwickelten“ Ländern werden oft Frauen für dieselbe Arbeit weniger bezahlt als Männer. Die Gleichheitsstellung ist eine heikle Sache aber wesentlich. In einigen Ländern dürfen Frauen nur jung heiraten und Kinder haben. Einen Beruf ausüben wäre einfach undenkbar. Das kann sich aber ändern.

  • Ziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

Mit dem Klimawandel wird das trinkbare Wasser knapper werden. Es ist ungleich auf der Erde verteilt. Das kann zu Konflikten zwischen Ländern führen. Es ist eine gewaltige Herausforderung, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch einen Zugang zu trinkbarem Wasser hat. Dabei wird es von großer Bedeutung sein, alle möglichen Wasserarten zu benutzen und besonders schmutziges Wasser zu reinigen.

  • Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern

Die Energie ist der Schlüssel. Sie ist für die Konsumgüterproduktion absolut notwendig, aber sie wird immer schwieriger zu kriegen. Wir müssen lernen, mit weniger Energie aus nachhaltigen Quellen zurechtzukommen, damit die gesamte Energie zwischen den Ländern gerecht verteilt werden kann.

  • Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum – Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Jeder Mensch hat das Recht auf eine Arbeit, die ihn ermöglicht, sich und seine Familie ordentlich zu ernähren und gesund zu bleiben, ohne seine Würde in Frage zu stellen.

  • Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur – Widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

Mit dem Klimawandel werden Katastrophen häufiger sein. Deswegen müssen unsere Infrastrukturen in der Lage sein, gegen eine Überschwemmung oder ein Unwetter Widerstand zu leisten.

  • Ziel 10: Weniger Ungleichheit – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern

Die Erde ist vielseitig und heterogen. Was es in einem Ort gibt, gibt es nicht überall. Diese Diversität ist eine Chance. Wenn wir alle zusammenarbeiten, lassen sich Ungleichheiten zwischen Ländern effizient verringern.

  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten

Immer mehr Leute leben in Städten. Die Pandemie hat zwar eine neue Bewegung in Richtung der kleinen Dörfer in Schwung gebracht. Aber tendenziell bleibt es wahr. Deswegen ist es von großer Bedeutung, die Städte nachhaltiger und inklusiver zu gestalten. Dicht aneinander stehende Gebäude schaffen zum Beispiel urbane Wärmeinsel, die die Städtetemperatur im Vergleich zur ländlichen Umgebung erhöhen. Mit der globalen Erderwärmung wird es immer unerträglicher. Eine Arbeit über die Materialien, die natürliche Lüftung usw. ist notwendig.

  • Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion – Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen

Die industrialisierte Landwirtschaft hat dazu geführt, dass unsere Lebensmittel oft über jede Menge Kilometer transportiert werden, bevor wir sie im Teller haben. So viel Energie! Lohnt es sich überhaupt? Wäre es nicht sinnvoller, Obst und Gemüse aus der nahen Umgebung zu essen? Und ohne Chemikalien? Für unsere Gesundheit, für die Erde und spätere Ernten wäre es von Interessen.

  • Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz – Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen eingreifen

Der erste Teil des letzten IPCC-Berichtes ist über dieses Thema sehr klar. Wir müssen unbedingt sofort Maßnahmen treffen, wenn wir nicht zu sehr unter dem Klimawandel leiden wollen. Die Auswirkungen sind gewaltig. Je mehr wir darauf warten, umso schwieriger wird es sein, uns daran anzupassen.

  • Ziel 14: Leben unter Wasser – Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

Die Ozeane bedecken ca. 70% der Erdoberfläche. Wir geben zum Teil unser Schmutzwasser und unseren Müll darin ab. Wir fischen zu viel. Die Treibhausgase, die wir emittieren, fangen sie ein, was zu einer erhöhten Temperatur und einer Versäuerung führt. Das alles ist für die unterwässrige Biodiversität besonders schädlich. Laut dem IPBES-Bericht vom Jahr 2019 kennen Meerestiere einen Niedergang von 35% seit 50 Jahren. Für Süßwasserarten beträgt er sogar 84%. Eine nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen ist notwendig für die Tiere selbst aber im Endeffekt auch für uns.

  • Ziel 15: Leben an Land – Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern

Unsere industrialisierte Landwirtschaft hat unsere Böden erschöpft. Die Bio-Anbauer haben einen Weg gefunden, wieder mal natürlich mit unseren ländlichen Ressourcen umzugehen. Es ist wichtig, die ganzen Ökosysteme zu berücksichtigen. Wenn wir nur einen Aspekt schauen, sehen wir nicht die möglich negativen Auswirkungen auf die anderen Elemente.

  • Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen – Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern

Der Klimawandel wird Massenmigrationen verursachen, da manche Teile der Erde nicht mehr lebenswert sein werden. Wenn wir Kriege vermeiden wollen, müssen wir unbedingt an einem globalen Frieden zusammenarbeiten. Dazu brauchen wir starke überstaatliche Institutionen.

  • Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.

Um ein Ziel zu erreichen, verfügen wir oft allein nicht auf alle Lösungselemente. Daher ist es interessant, mit anderen Ländern zu arbeiten, um gemeinsam angepasste Ideen umzusetzen. Die Motivation ist auch grösser, da andere auf die Ergebnisse Ihrer Handlungen warten.

https://www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-development-goals/

232 Indikatoren messen die internationalen Fortschritte für diese 17 Ziele. Die UN fördert die Staaten, diese Indikatoren auch auf einer nationalen Ebene zu nutzen oder anzupassen, damit sie im Einklang mit den spezifischen Ambitionen der Staaten stehen.

Und jetzt los !

Und Sie? Was können Sie tun?

Nehmen Sie einfach die 17 Ziele und überlegen Sie, was Sie da in Ihrem Leben (persönlich oder beruflich) machen können, um die Lage zu verbessern. Unseren Konsum können wir ändern, damit er mehr biologisch abbaubare und lokale Produkte enthält. Sie können sich auch fragen, ob Ihr Unternehmen die Geschlechter auf eine gleiche Ebene stellt. Sie können sich auch in einem Umweltverband engagieren. Suchen Sie, ob es etwas in Ihrer Umgebung gibt. Sonst können Sie auch etwas Neues schaffen. Jeder Beitrag ist willkommen!

Vergessen Sie nicht, dass die Nachhaltigkeit darin besteht, 3 Aspekte miteinander zu vereinbaren:

  • Die Ökonomie,
  • Das Soziale,
  • Die Umwelt.

Und das, um die Bedürfnisse der jetzigen Generation zu befriedigen, ohne die Fähigkeit der nächsten Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Während der Nachhaltigkeitswoche sind vielleicht Aktionen in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Stadt organisiert. Informieren Sie sich und nehmen Sie daran teil! Sie können auch ein neues Ereignis auf der offiziellen Webseite eintragen.


Wenn Sie mehr über die nachhaltige Stadt wissen wollen, können Sie diesen Beitrag lesen: https://tiradenn.fr/eine-stadt-nachhaltig-bauen-was-heisst-das/.

Und wenn Sie sich für einen nachhaltigen Wasserkreislauf interessieren, können Sie auch diesen Beitrag lesen: https://tiradenn.fr/ein-nachhaltigerer-wasserkreislauf/.

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